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Markgröningen  

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Die Schwimmstile im Vergleich

Dem Schwimmer, der die vier Hauptschwimmstile Kraul, Rücken, Brust, und Delfin praktiziert, fällt auf, dass sie neben den offensichtlichen Unterschieden wie Bauchlage/Rückenlage, Gleichschlag/Wechselschlag auch viele Gemeinsamkeiten haben. Manche dieser Gemeinsamkeiten fallen sofort auf, andere erschließen sich erst bei näherem Hinsehen.

Während dem Anfänger, der die Schwimmstile beherrschen will, keine andere Möglichkeit bleibt, als diese nacheinander zu lernen und einzuüben, ist es für den Fortgeschrittenen sinnvoll, im Vergleich der verschiedenen Schwimmstile, gemeinsame Prinzipien zu entdecken und diese nutzbringend einzusetzen.

Wir wollen dazu systematisch Unterschiede und vor allem Gemeinsamkeiten herausarbeiten und die zugrundeliegenden Prinzipien einüben (2100m). Vorsicht, Kontrastübungen! Fehlerhafte und korrekte Ausführung wechseln sich ab.

Gemeinsamkeiten aller Schwimmstile

Die Antriebskraft sollte möglichst groß sein, d.h. insbesondere dass die antriebswirksame Fläche von Hand, Unterarm, etc. möglichst groß ist. Für den einfachsten Fall, dass die Hand sich auf einer geraden Linie von vorne nach hinten bewegt, heißt das, dass Hand und Unterarm quer zur Bewegungsrichtung stehen müssen. Das ist näherungsweise bei Kraul- und Rückenstil der Fall.

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Beginn Druckphase 1
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Erstes Drittel DP1
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Zweites Drittel DP1
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Ende Druckphase 1

Für den Fall einer gebogenen Bewegung wie bei Brust und Delfin muss die Handstellung entsprechend angepasst werden. Eine Faustformel für den praktischen Gebrauch besagt, die Hand so anzustellen, dass das anströmende Wasser nach hinten abfließt; dann erfährt der Körper den besten Vortrieb. Wer sich dafür interessiert, ob diese Faustformel einer Überprüfung standhält, liest Die Handstellung beim Schwimmen.

Der Strömungswiderstand sollte möglichst gering sein, d.h. insbesondere dass der bremsende Querschnitt des Körpers möglichst klein sein sollte. Dabei ist der bremsende Querschnitt immer die Projektion des Körpers auf die Querfläche, d.h. die Fläche, die ein Beobachter von vorne sieht.

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Kopf unter den Armen
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Kopf über den Armen
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Rückholphase

Der Körper hat leichte Spannung, ohne verkrampft zu sein. In der Druckphase setzt man möglichst die großen Körpermuskel ein und nicht nur die Muskeln der Extremitäten. Der Winkel im Ellbogen sollte kleiner 90° sein, um eine gute Hebelwirkung zu erzielen. Die Rückholphase ist möglichst entspannt, ohne die Muskeln zu verdrehen.

Alle Schwimmstile lassen sich in funktionale Phasen und in zeitliche Abschnitte unterteilen, die sich zyklisch wiederholen. Der Hauptunterschied besteht in symmetrischem Antrieb (Gleichschlagtechniken) und in unsymmetrischem Antrieb (Wechselschlagtechniken).

Gemeinsamkeiten der Wechselschlagtechniken

Kraul- und Rückenstil beruhen auf der Wechselschlagtechnik. Die Arme sind (genau wie die Beine) gegenläufig und unterstützen sich dadurch.

Wir unterscheiden drei funktionale Phasen (Stützen, Drücken, Rückholen) und sechs Zeitabschnitte.

Kraul/Rücken 1 2 3 4 5 6
Rechter Arm Stützen Drücken 1 Drücken 2 Rückholen 1 Rückholen 2 Rückholen 3
Linker Arm Rückholen 1 Rückholen 2 Rückholen 3 Stützen Drücken 1 Drücken 2
Rechtes Bein Schlagen Ausholen Schlagen Ausholen Schlagen Ausholen
Linkes Bein Ausholen Schlagen Ausholen Schlagen Ausholen Schlagen

Rotation um die Körperachse um 45° bis 60°.

Stützphase: 30 cm tief eintauchen (wird durch Rotation erreicht). Über Daumen eindrehen - Rotation um den Unterarm. Ellbogen bewegt sich in Schwimmrichtung und zur Seite - nie nach hinten.

Druckphase 1: Der Unterarm bewegt sich als Ganzes quer zur Schwimmrichtung.
Druckphase 2: Der Unterarm dreht in Schwimmrichtung ein.

Rückholphase: Hier unterscheiden sich Rücken- und Kraulstil. Kraul: Hoher Ellbogen, Rücken: Hohe Hand.
Gemeinsam ist, dass die Rückholphase mit dem Zeigefinger beginnt. Das ist die entspannteste Haltung. Beim Rückenschwimmen dreht sich die Hand auf natürliche Weise durch die Körperrotation, so dass die Hand mit dem kleinen Finger zuerst eintaucht.

Gemeinsamkeiten der Gleichschlagtechniken

Bei den Gleichschlagtechniken Brust, Delfin und Tauchen bewegen sich Arme und Beine symmetrisch.

Wir unterscheiden vier Zeitabschnitte (sechs beim Tauchen) und zusätzlich zur Stütz-, Druck- und Rückholphase noch die Gleitphase.

Brust 1 2 3 4
Arme Stützen und Drücken Rückholen Gleiten Gleiten
Beine Gleiten Rückholen Drücken Gleiten

Delfin 1 2 3 4
Arme Gleiten Stützen Drücken Rückholen
Beine Erster Schlag Ausholen Zweiter Schlag Ausholen

Tauchen 1 2 3 4 5 6
Arme Stützen Drücken Gleiten Rückholen Gleiten Gleiten
Beine Ausholen Delfinbeinschlag Gleiten Rückholen Brustbeinschlag Gleiten

Die Tauchtechnik entspricht der Delfintechnik, wobei ein Delfinbeinschlag durch einen Brustbeinschlag ersetzt wird und zwei Gleitphasen hinzukommen.

Stützphase: Wie bei Wechselschlagtechnik. Über Daumen eindrehen - Rotation um den Unterarm. Ellbogen bewegt sich in Schwimmrichtung und zur Seite - nie nach hinten.

Druckphase: Wie bei Wechselschlagtechnik. Der Unterarm bewegt sich zunächst als Ganzes senkrecht zur Schwimmrichtung und dreht dann in Schwimmrichtung ein.

Rückholphase: Hier unterscheiden sich Brust- , Delfin- und Tauchstil.
Brust: Hände und Unterarme nach vorne führen. Handflächen nach oben.
Delfin: Arme über Wasser nach vorne führen.
Tauchen: Hände und Unterarme dicht am Körper nach vorne führen.
Gemeinsam ist, dass die Rückholphase mit dem Zeigefinger beginnt - wie auch bei der Wechselschlagtechnik.

Wolfgang Gruber, 25 Nov 2014 (4Sep2015, 21Dez2016)