Zuglänge und Zugfrequenz
Um die Schwimmgeschwindigkeit zu erhöhen, kann man entweder seine Zuglänge, oder seine Zugfrequenz erhöhen (v = ZL*ZF). Leider wirkt sich i.d.R. eine Erhöhung der Zuglänge negativ auf die Zugfrequenz aus - und eine Erhöhung der Zugfrequenz negativ auf die Zuglänge. Damit ergibt sich ein Optimum, d.h. ein mittlerer Wert der beiden Größen, bei dem die Schwimmgeschwindigkeit am größten ist.
Dieses Optimum ist individuell verschieden und hängt auch von der Länge der geschwommenen Strecke ab. So tendieren größere Schwimmer zu größeren Zuglängen und jüngere Schwimmer zu höheren Zugfrequenzen. Trägt man die Werte von Topschwimmern für 100m Kraul in ein Diagramm ein, so ergibt sich ein mittleres Verhältnis ZLV=ZL/ZF von 0.75m*s und eine Bandbreite um den Faktor 1.5 nach beiden Seiten. Man sieht sehr schön, dass die größeren Schwimmer zur blauen Grenze hin tendieren und die kleineren Schwimmerinnen eher zur roten Grenze hin. In den Diagrammen sind einige eigene Schwimmer mit ihrer Altersklasse eingetragen.
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Diese Verhältnisse sind wohlbekannt.
Weniger bekannt ist der für uns genau so wichtige Einfluss des Alters.
Zum Glück kann man sich das leicht selbst überlegen:
Die Zuglänge ist weitestgehend vom Alter unabhängig.
Die mögliche Zugfrequenz ist (bei konstanter Zuglänge) nach oben durch den erreichbaren Puls begrenzt
und dieser hängt wiederum vom Alter ab. Man kann ihn individuell bestimmen
(vgl. hierzu den Artikel "Einüben der Belastungsstufen") oder mit folgender Faustformel berechnen:
Spitzensportler(Alter=20Jahre, Ruhepuls=50): 220-20-50=150
Masterssportler(z.B. Alter=40Jahre, Ruhepuls=50):220-40-50=130
Die Begrenzungsgeraden mit dem Verhältnis dieser beiden Zahlen multipliziert,
ergibt den entprechend rotierten Öffnungswinkel in den folgenden Diagrammen.
Zum Erstellen der Diagramme schwimmt man 100m Kraul in schnellem Tempo, also etwa GA2. Nimmt die Zeit und zählt die Anzahl der Armzüge (jeder Arm zählt). Z.B. kann man die Züge auf der ersten und auf der letzten Bahn zählen, addieren und mit zwei malnehmen (eine 25m Bahn vorausgesetzt). Um den Test nicht durch zu lange Unterwasserphasen zu verfälschen, sollte man auf eine Rollwende verzichten und nach dem Abstoss rasch wieder auftauchen.
Die obigen zwei Diagramme mit den Daten der Profis gelten für AK20. Da sie einen großen Bereich abdecken, ist die Schrift sehr klein geraten. Deshalb zeige ich im folgenden nur den Ausschnitt für 'Normalsterbliche' mit den 'guten' Öffnungswinkeln für AK40 und AK60.
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Wer im blauen Bereich liegt, sollte bevorzugt seine Frequenz erhöhen; im roten Bereich sollte bevorzugt an einer größeren Zuglänge gearbeitet werden. Im mittleren Bereich sollte man versuchen Zuglänge und Zugfrequenz gleichmäßig zu erhöhen.
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Wichtig sind mir folgende zwei Punkte:
Zunächst an einem effektiven und langen Zug arbeiten, bevor man die Frequenz erhöht. Technik vor Kondition!
Wenn man bei einem überlangen Zug die Frequenz erhöhen will, nicht einfach die Arme
schneller bewegen. Stattdessen prüfen, ob man in seinem Zug eine Gleitphase ohne Antrieb hat.
Wenn man diese eliminieren kann, steigert man die Frequenz ohne zusätzlichen Kraftaufwand.
Wolfgang Gruber, Mai 2019